Einsatztagebuch 2013

21.06.13: Nicht nur 5000 km, nein...
...dieser Einsatz wirft mich teilweise fast 2 Jahre an unsere Anfangszeiten zurück. Nicht unbedingt im negativen Sinne betrachtet, sondern eher, dass man sich in diesen 6 Monaten so weit voneinander entfernt, dass man sich teilweise wieder genauso wie damals fühlt. Leicht fremd, aufregend, neu... so als warte man wieder auf den Moment, wo man sich zum allerersten Mal berührt, sich küsst... wo alles noch am Anfang steht, als würde man alles vom anderen herausfinden wollen, um sich ein Stückchen näher zu kommen. Schmetterlinge. Ganz viele davon! Das Gefühl schlummerte immer wieder in mir, doch gestern wurde es etwa zehn Mal verstärkt dadurch, dass ich wieder ein Foto von ihm erhalten habe, ein Portrait seinerseits, dass beim ersten Betrachten dieses Gefühl auslöste. Das Gefühl als sei alles neu und als liege noch alles vor einem. Denkt man länger darüber nach dann weiß man, dass es sogar stimmt. 
Wir werden uns nach diesem Einsatz erst einmal neu entdecken müssen. Dies meinte er auch schon in den letzten Wochen vor dieser Trennung... Vielleicht fremdeln wir voreinander, aber vielleicht macht gerade das die ganze Sache noch einmal um einiges spannender. Nun heißt es nicht mehr 180 Tage zu bewältigen, sondern 47, die sich aber wie Kaugummi ziehen... leider.
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12.06.13: Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben
Das hat man nun von der großen Klappe: Schlaflöse Nächte, Tränen, zu viele Gedanken und ganz schreckliche Sehnsüchte. Schätzungsweise habe ich mich wohl arg vertan, als ich sagte: "Nach dem Bergfest vergeht die Zeit eh wie im Flug. Ab da stört mich nichts mehr!" Oh weit gefehlt... Ich habe das Gefühl, es würde immer schlimmer. Und das Ganze wird jetzt noch dadurch in meinem Kopf manifestiert, dass ich seit dem 04.06. nichts mehr von ihm höre bis zu meinem Abschlussball am 15.06. Das ist schon hart. Umso schöner war es dann natürlich heute eine kleine Mitteilung von ihm über einen befreundeten Kameraden zu bekommen, nämlich die, dass mein Brief, den ich schon vor einiger Zeit losgeschickt hatte, doch noch bei ihm angekommen war. Wenigstens etwas! Unglaublich, wie selbst wegen so einer kleinen Nachricht, diesem kleinen Lebenszeichen (Was sich ziemlich merkwürdig anhört, wenn man bedenkt, dass er in einem Kriegsgebiet stationiert ist) mein Herz urplötzlich angefangen hat zu rasen. Dies scheint mit nur ein kleiner Vorgeschmack dessen zu sein was passieren wird, wenn ich ihn Anfang August in die Arme nehmen und sagen kann: "Willkommen zu Hause, Schatz!".
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21.05.13: Zweifaches Bergfest
Wir haben es also überstanden. Warum zweifaches Bergfest? Naja, so gesehen war das Bergfest, wenn man davon ausgeht, dass wir sechs Monate zu überstehen haben, nach dem dritten Monat, welcher am 1. Mai zu Ende ging... Wenn man aber festhält, dass er wahrscheinlich erst wieder am 10. August da sein wird, war unser zweites, dass eigentliche Bergfest, am 10.05. und da sind wir jetzt schon wieder ganze elf Tag drüber. Es fühlt sich wunderbar an... Auch wenn es noch 81 Tage sind, fühlt es sich allmählich wie der Endspurt an. Das ist großartig! Zurzeit ist auch alles sehr friedlich, romantisch und schön. Es ist eigenartig... Vor ungefähr einem Monat fühlte es sich an, als würden wir uns meilenweit voneinander entfernen. Das tat weh. Wir rückten immer weiter voneinander fern, soweit, dass es sich anfühlte, als könnten wir diesen klaffenden Spalt zwischen uns nicht einfach wieder aufffüllen. Ich fand es äußerst schwierig damit umzugehen. Teilweise hatte ich Angst vor den Telefonaten, da ich wusste, dass dieses wieder mit negativen Gedanken enden würde... Mittlerweile hat sich alles gelegt... auch wenn wir nach wie vor noch so weit entfernt sind, bringt uns gerade das wieder um so vieles näher. Sehr paradox. aber ich weiß, dass es uns auch weiterbringt. Klar, ich denke es wird einige Zeit nach dem Einsatz sehr eigenartig sein, wie wir miteinander umgehen. An dem Einsatz hängt noch so viel mehr dran, was man alles in den Alltag mit einbezieht. Oft unweigerlich. Jedenfalls hoffe ich, dass es bis zum Schluss so bleibt, wie es jetzt ist. Oder aber, dass der große Krach kurz vorher kommt, wenn er noch im Einsatzgebiet ist... wir haben bei der Heimkehr alles geregelt haben, anstatt den großen Krach erst nach seiner Heimkehr zu erleben.
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21.04.13: Enthusiasmus
Unglaublich... nur noch 9 Tage bis zum "Bergfest", dass heißt, dass wir die Hälfte bald geschafft haben. Ich hätte nie im Leben erwartet, dass drei Monate so schnell verstreichen. Auf der einen Seite erfreut es mich, da wir uns so mit jedem Tag näher kommen, andererseits stimmt es mich auch traurig, da es einem zeigt, wie begrenzt die Zeit doch ist und wie schnell sie verstreicht.
Wie fühle ich mich jetzt? Ich würde sagen, dass sich das Gefühl während des Einsatzes immer wieder verändert. Momentan würde ich behaupten, dass man sich daran "gewöhnt", dass man alleine ist. Ich gehe mit der Situation besser um als ich je gedacht hätte. Andererseits tut das Vermissen mittlerweile richtig schmerzlich weh. Es ist kein oberflächiges Vermissen, sondern eines, dass tief im Herzen schmerzt und große Schnitte hinterlässt, wenn man darüber nachdenkt, dass wir noch einiges vor uns haben und er so schnell nicht wieder da sein wird. Wir haben die Zeit jedoch wunderbar überstanden, da der Kontakt doch weitesgehend täglich vorhanden ist, außer in der letzten Zeit. Es sei sehr stressig und er hat nun viel seltener Zeit sich bei mir zu melden als in den ersten beiden Monaten. Aber was soll's, auch das werden wir schaffen. Ab dem Bergfest wird die Sehnsucht nach dem Tag des Wiedersehens erst richtig in greifbare Nähe rücken, weil einem dann noch eher bewusst wird, dass die Tage immer weniger werden.
Ich erlebe die Zeit als sehr intensiv. Mir fällt das Warten allerdings auch deshalb so "leicht", da es Sommer wird und man sich draußen noch eher beschäftigen kann, als im Winter. Ich denke in den Wintermonaten hätte ich richtig arge Probleme bekommen, allerdings liegt einem so auch schmerzlich im Gedanken, dass man diese wunderbare helle Zeit auch zusammen verbringen hätte können, aber dafür haben wir ja dann unseren Urlaub, sobald er wieder da ist. Es wird wunderbar und einmalig!


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09.03.13: Jetzt hat's auch ihn erreicht... 
"Das Gute ist, dass es nicht mehr Tage werden, sondern weniger! Mit jedem vergangenen Tag rücken wir ein Stück näher zusammen." Absurderweise könnte man vielleicht bald behaupten, dass es doch wieder mehr Tage werden. Was mir schon lange im Kopf schwebte, schlich sich nun auch in seine Gedanken ein und heute kam es zum Ausbruch. Antrag auf Verlängerung? Wir können uns doch eh nicht eher sehen, weil es zeitlich gesehen nicht funktionieren wird, wenn ich meine Wohnung noch nicht habe. Er hat recht, wo solle er auch bleiben? Dann sieht man sich tagsüber und muss doch wieder Rücksicht auf alle anderen nehmen. Das wollten wir doch ändern!
Dieser Tag ist furchtbar. Ich renne nicht nur gedanklich auf und ab. Die Konzentration auf alles andere ist nicht mehr da und wird auch nicht wiederkommen. Zumindestens nicht jetzt, nicht heute. Ablenken geht schwer... Wenn ich überlege ihn vielleicht 8 Monate nicht zu sehen, könnte ich durchdrehen. Warum haben wir es so schwer? Ich wollte ihn so gerne vom Flughafen abholen und dann ab zu mir und unsere gemeinsame Zeit genießen, welche jetzt wieder in weite Ferne rückt. Manchmal frage ich mich, wofür das Ganze. Wieso tun wir uns soetwas an. Liebende werden einfach auseinandergerissen. Er ist genauso schwach wie ich. Irgendwie muss ich versuchen, dass es ihm besser geht und sich diese Gedanken in seinem Kopf nicht so sehr manifestieren. Nur wie soll ich das schaffen, wenn es mir selber schlecht geht und ich weiß, dass er recht hat?
Sich jetzt selber aufzugeben ist der falsche Weg! - Leider leichter gesagt als getan...
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18.02.13: Nur ein kurzer Moment...
...und da bröckelt die Fassade. Heute bin ich schwach, die letzten Tage habe ich mich mehr oder minder nur so durch die Tage geschleppt. Am liebsten Ablenkung! Am liebsten Ruhe...  Es sind zwar erst zwei Wochen vergangen, aber es tut schon jetzt manchmal sehr weh zu wissen, dass er mich nicht einfach mal in den Arm nehmen kann, wenn ich ihn spüren möchte und es mir schlecht geht. So ein Tag war heute. Wie sehr er mir gerade fehlt. Es ist schwierig mit dem Gedanken zu leben, dass wir beide noch so viel vor uns haben in diesem Einsatz. Wir stehen gerade erst am Anfang. In mir schwingt immer wieder die Angst mit, sich voneinander zu entfernen. Das kratzt mir förmlich das Herz auf. Ich versuche schon immer nicht großartig über all das nachzudenken, aber sobald man abends im Bett liegt kommt man nicht drum herum. Es tut einfach nur verdammt weh. 
Ich weiß auch, dass ich zurzeit wahrscheinlich ein Menschen bin, den man nicht unbedingt immer so um sich haben möchte. Seit Tagen bin ich ziemlich unerträglich in Bezug auf den Umgang mit Menschen in meiner näheren Umgebung. Ich kann dabei aber nicht einmal sagen, ob es daran liegt, dass sich tief in meinem Bewusstsein diese Anspannung nicht lösen möchte. Liegt es wirklich an diesem Einsatz oder hat es andere Gründe?
Ich hoffe ich finde für die nächsten Wochen ein bisschen mehr Kraft! 
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10.02.13: Makes my day!
Es ist so unglaublich schön, wie einem nur eine einzige Person den ganzen Tag so sehr versüßen kann!
Sonntag ist irgendwie nie ein wirklich angenehmer Tag, es sei denn man hat Ferien oder es ist Feiertag. Ansonsten kann man diesen Tag komplett streichen. Heute war also wieder so ein Sonntag. Ich war mit Schularbeiten beschäftigt. Und genau in dem Moment, wo man anfängt mit den Gedanken abzuschweifen und darüber nachzudenken, was denn nun eigentlich ist und ob die Person, an die man dann gerade denkt, dasselbe tut, klingelt das Handy und er ist dran! "Hallo mein Engelchen!" Mein Brief ist heute angekommen. Er hat sich wirklich gefreut. Seine Stimme strahlte förmlich diese Freude aus. Er meinte, dass er schon damit abgefangen habe, mir zurückzuschreiben! Ihm geht es wohl also doch genauso wie mir! Er meinte, er hätte sich in "seinen Sessel" gelehnt und sich den Brief sofort zu Brust genommen. Scheint, als sei es einer der ersten überhaupt, der in diesem Zug ankam. "Ich wünschte ich könnte dir jetzt zusehen, wie du diesen Brief hier in den Händen hälst und liest." Klick! In dem Moment wäre das Foto von ihm schon geschossen worden von einem Kameraden von ihm, denn ich auch extrem gerne habe. Ich bin gespannt wann ich die diversen Fotos, die angeblich schon gemacht wurden endlich zu Gesicht bekomme! Da lacht das Herz und die Seele!
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06.02.13: Realisieren
Heute ist also der vierte Tag nachdem ich ihn zum Bahnhof geschafft und das Letzte mal gesehen haben. Wahrhaftig gesehen. Wir haben uns am selbigen Tag noch via Skype gesprochen. Es ist sein zweiter Tag in einem Land fernab seiner Heimat. Rund 6000 km von hier. Von mir. In dem Moment, wo ich diese Gedanken hier äußere, ist es vermutlich seine zweite Nacht. Er liegt also seelenruhig auf seinem Feldbett und schläft. Noch habe ich ja nichts von ihm gehört. Mir scheint als realisiere ich erst jetzt, was eigentlich geschieht. Mir gehen Dinge durch den Kopf, die ich zwar schon Monate vorher bedacht habe, die ich allerdings in den letzten Tagen wieder aus meinem Kopf verbannt hatte. Einfach, um es nicht noch schwieriger zu machen. Mir geht es gut. Ich lenke mich ganz gut mit Malen ab. Aber abend folgen eben die Gedanken, die man tagsüber ganz gut verbergen kann. Was mich zu diesem Beitrag bewegt ist ein Blog- Eintrag, den ich durch Zufall gefunden habe, als ich mich im Internet darüber erkundigen wollte, wie lange mein Brief ins jeweilige Einsatzland braucht. Die Worte hallen mir noch im Kopf nach und erst jetzt wird mir, wenn auch nur wie durch eine Art Schleier vorm Gesicht, klar, was sich alles ändert. Was sich alles ändern könnte und wie die Soldaten vor Ort leben. Ich weiß, dass er mich beruhigen wollte, indem er sagte, dass die Lage dort oben recht gut sei und nicht viel passieren könne. Ich denke es spricht dafür, wenn man in den Medien liest, dass im vergangen Jahr kein einziger Soldat getötet wurde. Ich glaube ihm, aber natürlich macht man sich trotzdem seine Gedanken. Dort herrscht im Moment kein Krieg. Das heißt allerdings nicht, dass es nicht noch genug gäbe, was passieren könnte. Darüber nachzudenken macht jetzt vielleicht noch keinen Sinn, aber ich habe Angst, dass ich mich in den nächsten Monaten immer mehr verrückt machen werde. Man hatte mir einmal gesagt: Die ersten vier Wochen nach der Abreise und die letzten vier Wochen bevor er wiederkommt seien die schlimmsten. 



"Sieben Monate sind eine lange Zeit, wenn man Angst um jemanden hat. Der Sommer ist kein richtiger Sommer, der Herbst kein richtiger Herbst, der Winter quälend lang. Die Angst ist zum Glück nicht dauernd spürbar. Aber unterschwellig ist sie da. Man muss sie wegdrängen, die Phantasie in ihre Schranken weisen, darf sich nicht vorstellen, was alles passieren könnte, sonst wird man verrückt."
Wenn man so über den Einsatz nachdenkt, wird einem nach geraumer Zeit erst klar, dass sich so oder so etwas ändern wird, wenn der Soldat wieder zurück ist. Mal ganz abgesehen von der psychischen Belastung. Vielleicht hat er ganz andere Maßstäbe wenn er wieder zurückkommt. Das ist natürlich verständlich, informiert man sich doch einmal über die zivile Lage in Afghanistan. Fast täglich begegnen ihnen wohl Kinder, die krank sind und betteln. Frauen rennen vermumt umher. Alles in allem empfinde ich die Bilder soweit abseits von meiner Welt. So ging es auch ihm, aber jetzt ist er mittendrin in dieser Welt für ganze sechs Monate.

"Das Schlimme daran ist, und das mag jetzt absurd klingen, dass das Leben hier so friedlich ist. Ich gehe arbeiten, treffe Freunde, jogge durch den Park. Mein Leben geht weiter, einfach so. Das rückt Afghanistan noch weiter in die Ferne, macht es noch schwerer vorstellbar. Es ist, als sei mein Freund auf einem anderen Planeten; völlig losgelöst von dieser Welt, in der wir uns begegnet sind, in der ich ihn kenne. Es ist schwierig, einen Zugang dorthin zu finden."

Quelle der Zitate: http://m.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/eine-angehoerige-erzaehlt-mein-freund-ist-in-afghanistan-12049098.html


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04.02.13 Zwei Tage sind gerade einmal vergangen und es fühlt sich schon jetzt wie die Ewigkeit an. Aber dafür ist bereits der erste Brief von mir auf dem Weg ins Einsatzkontingent. Der müsste dann auch hoffentlich ein paar Tage nach seiner Anreise bei ihm in den Händen liegen. Ich habe gleich angefangen zu schreiben, nachdem ich ihn gerade erst fünf Stunden davor zum Bahnhof geschafft habe. Noch ist er ja nicht unterwegs, aber spätestens morgen geht es dann für ihn in den Flieger. Mir geht es heute schon ein kleines bisschen besser. Gestern war es noch unendlich schwierig für mich, aber ich denke, es werden sowieso wieder viele solcher Tage folgen, aber ich weiß, dass wir das zusammen schaffen. Auch wenn uns 10.000 Meilen voneinander trennen!


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02.02.13 Heute war also der Tag des Abschieds. 
Er war nicht genauso, wie ich ihn mir monatelang ausgemalt hatte, aber danach umso schlimmer! Und die Zeit verging so schnell. Gestern noch hatten wir doch Dezember!
Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich danach so furchtbar leer fühlen würde und es mich doch so heftig trifft.
Schon gestern Abend hatte ich Probleme, meine Tränen zu unterdrücken und heute brachen sie dann erst recht aus mir heraus. Vor allem als wir uns noch im Arm lagen und eine Stunde hatten bis wir zum Bahnhof liefen. Ihm fiel es auch sichtlich schwer. "Aber ich bin doch noch gar nicht weg!." Selbst seine Augen wurden rot, aber es tat gut seine Gefühle einfach nach außen zu tragen. Ich habe ihn schon gestern so furchtbar vermisst. Am Bahnhof dann haben wir uns noch kurz vor der Abfahrt lange umarmt und auch dort liefen meinen Tränen wieder, aber es ging alles viel zu schnell. Der Zug war absolut pünktlich und wir lagen uns wieder in den Armen. Ich weinte und konnte auf sein "Ich liebe dich" mit nichts außer einem Nicken reagieren, als ich meinen Kopf in seiner Schulter vergrub. Ein kurzes Tschüss und er schaute mir noch traurig ins Gesicht bis er in den Zug einstieg. Meine Reaktion war Kurzschluss. Ich habe mich gleich wie automatisch umgedreht, meine Augen komplett mit Tränen gefüllt und habe mir mein Fahrrad geschnappt. Leider habe ich nicht gesehen, wo er sich hingesetzt hat, aber ich schaute dem Zug noch nach. Auf dem Weg zu seiner Oma liefen die Tränen wie Bäche und das Schluchzen wurde immer lauter. Mein Körper reagierte heftig auf den Abschied. In dem Moment, als er in den Zug stieg habe ich es vermutlich noch nicht realisieren können und deshalb viel meine Reaktion wohl auch dementsprechend aus. Ich musste die ganze Zeit noch mit mir ringen, dass meine Tränen nicht wieder erneut ausbrechen. Angekommen bei seiner Oma war alles leer in mir... und auch das Zimmer. Ich habe versucht noch den letzten Duft der Kissen einzufangen und nach etwas von ihm zu suchen, was er hinterlassen hatte. Aber er hatte ja alles von sich mitgenommen. Da war nichts mehr außer noch seine Trinkflaschen und das Infomaterial der Deutschen Post. Das Essen seiner Oma musste ich mir förmlich runterzwingen und ich kämpfte nicht sofort wieder anzufangen zu weinen, aber als ich wieder zu Hause in meinem Zimmer stand wurde mir bewusst: Er ist weg... und die Tränen kullerten erneut... Es ist so eine plötzliche Leere und es brach auf mich ein. "Was mache ich jetzt?" waren meine ersten klaren Gedanken. 
Verdammt es wird doch schwieriger als ich denke.
Dies sind Tage, die einem unendlich in Erinnerung bleiben. 
Jetzt heißt es 189 Tage zu meistern!

Ich vermisse dich!

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