Sonntag, 17. Oktober 2010

Wie das Leben manchmal so spielt

Es ist einmal mehr wieder so ein Tag, den man am liebsten wegwischen, ja förmlich ausradieren möchte, nachdem man eine Nacht darüber geschlafen hatte, als man gerade wieder einmal so eine freudlose Phase hatte und seinen Tiefpunkt erreichte, aus welchen vermeintlichen Gründen auch immer. Man tut wahrlich dummes Zeug: Entweder redet man völligen Blödsinn, schreibt über irgendwelche damals vorhanden Gefühle zu einer bestimmten Person, mit der man schon ewig kein Wort mehr gewechselt hat oder man schreibt von jetzt auf gleich SMS an Menschen, zu denen man förmlich Jahre lang keinen Kontakt mehr hatte, weil einem gerade danach ist sein Herz komplett ausschütten. Dabei nimmt man keine Rücksicht auf seine Mitmenschen, man achtet nicht wirklich darauf, um was es sich genau handelt in diesem Moment oder ob es dem Gegenüber gerade überhaupt in den Kram passt. Keine Rücksicht auf Verluste! Hauptsache man fühlt sich danach erleichtert, auch wenn es die Person, die man da mit mit seinen abstrusen Gedanken belästigt, schwer verwirren kann und das langzeitige Folgen haben könnte, die man sich in der Situation allerdings nicht vorstellen kann! Und was für SMS es immer sind, die man dann schreibt! Ein wirres Gerede von wegen, wie sehr wir uns doch bräuchten, wie wichtig diese besagte Person doch sei, wie sehr man sie vermissen würde oder man kramt ganz alte Geschichten von früher heraus, die dann wieder mühselig aufgewärmt werden. Welch' ein Geschwafel! Und wenn man dann fast seine ganze Lebensgeschichte in diese kleinen Nachrichten komprimiert hat und danach wie tot ins Bett fällt, klingelt das Handy die ganze Nacht, während man schläft. Früh wacht man dann wie gerädert auf und bekommt erst in den frühen Morgenstunden mit, dass man unzählige Kurznachrichten empfangen hat, nachdem man anscheinend eifrig versuchte seine verwirrenden Gedanken mit der ganzen Welt zu teilen, weil man sich in diesem Moment so desolat fühlte. Der Empfänger dieser komplexen Offenbarung fängt später an zu entschlüsseln, was man denn mit dieser Botschaft erreichen wollte. Oftmals geschieht dies spät in der Nacht. Warum sollte der Sender diese Nachricht auch am Tag verfassen? Schließlich ist die Nacht, ja ach so voller Einflüsse, so schön anregend zum Nachdenken. Der Empfänger empfindet es jedoch ziemlich schwer aus diesen umfangreichen Informationen irgendetwas heraus zu lesen, denn er musste es ja anscheinend nicht unbedingt verstehen. Demenstsprechend eigenartig fällt dann auch die Antwort darauf aus. Diese liest man dann voller Entsetzen oftmals im Halbschlaf und stellt sich allen ernstes die Frage: Gottverdammter, was habe ich gestern geschrieben und wie um Himmels Willen kam ich nur darauf? Wenn dies nicht der Fall ist und man nicht darauf bedacht ist, seine Mitmenschen mit merkwürdigen Kurznachrichten zu schockieren, gibt es ja noch die Möglichkeit seine Kontakte in ordinären Chatmessangern die Ohren vollzuheulen. Dabei sucht man sich den nächstbesten Menschen in der Liste aus, der gerade "online" ist und erzählt ihm aus heiterem Himmel wie schlecht es einem doch ginge, wie alleine man doch sei und das einen niemand verstehe. Doch dann scheint man tatsächlich äußerst verzweifelt zu sein. Dein Gegenüber fühlt sich natürlich komplett überrumpelt und schreibt nur noch winzige Wortfetzen oder im schlimmsten Falle wird er bereits nach einigen Sekunden deines Anhörens als "offline" angezeigt. Wenn dies der Fall ist, weißt du, dass du vielleicht die falschen Freunde hast oder es wohl einfach zu viel des Guten gewesen sein musste. Und dann solltest du ernsthaft anfangen, dir Gedanken darüber zu machen, ob es nicht manchmal besser ist, seine Gefühle einfach für sich zu behalten und nicht die Leute in deiner Umgebung komplett zu überraschen, mit deinen eigenartigen und plötzlich auftauchenden Gefühlsausbrüchen.

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